Die Mafia ist Teil der Gesellschaft von San Andreas
Observer-Interview mit dem Staatsanwalt XXX (Name wird aus Schutzgründen nicht genannt) über das organisierte Verbrechertum. XXX, 38, ist seit acht Jahren leitender Staatsanwalt einer Sondereinheit des Justizministeriums von San Andreas zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens in Los Santos.
Observer: Mr. XXX, wie kommt es, daß Sie noch am Leben sind?
XXX: Noch hat mich niemand bedroht, und ich bin überzeugt, daß die Leute, gegen die wir ermitteln und die wir strafrechtlich verfolgen, klug genug sind, gegen die Ermittlungsbeamten oder die Staatsanwaltschaft nicht zurückzuschlagen.
Observer: Wie stark ist die Mafia derzeit in Los Santos?
XXX: Sie ist ein fester Bestandteil der hiesigen Gesellschaft. Allein im Stadtgebiet Los Santos leben und arbeiten dutzende Mitglieder des organisierten Verbrechens. Diese Gangster gehören zu den Familien hier in Los Santos.
Observer:Wie sind die Familien aufgebaut?
XXX: Es handelt sich hier um eine Großfamilie der La Cosa Nostra und deren Unterfamilien und alle sind gleich organisiert. An der Spitze einer jeden Familie stehen drei Leute - der Boß, der Unterboß oder zweite Chef und ein Consigliere oder Ratgeber, ein erfahrener und vertrauenswürdiger Berater, dessen Urteil respektiert wird. Diesen drei Leuten auf der obersten Stufe der Hierarchie unterstehen die Capos, die Führer der sogenannten Mannschaften. Den Capos wiederum unterstehen die Familiensoldaten oder die "gemachten Mitglieder" der Familien.
Observer: Die "Mannschaften" sind die unmittelbar tätigen Gangster?
XXX: Ja. Sie haben ihrem Capo zu gehorchen, werden von ihm beschützt und müssen ihm Respekt bezeugen. Die letzte Stufe der Hierarchie unterhalb der Soldaten bilden die unzähligen Komplicen, die mit den verschiedenen Mitgliedern des organisierten Verbrechens zusammenarbeiten.
Observer: Sind viele Mitglieder der Cosa Nostra eigentlich italienischer Abstammung?
XXX: Um Mitglied eines Mafia-Clans zu werden, muß man italienischer Abstammung sein. Gerade diese Mitglieder der Familien bringen die Stärke, Kraft und Macht ein, die dem organisierten Verbrechen zum Erfolg verhelfen.
Observer: Worauf ist die LCN spezialisiert?
XXX: Ihr Job ist Raub, Erpressung und in gewissem Maße auch gewerkschaftliches Gangstertum. Der Rauschgifthandel zum Beispiel ist fest in der Hand süd- und lateinamerikanischer Banden die der LCN oft lose angegliedert sind bzw. mit ihr zusammen arbeiten. Wenn Sie sich die größten Unternehmen in unserer Stadt anschauen, werden Sie feststellen, dass fast alle in der Hand der LCN sind oder von der LCN erpresst werden.
Observer: Was sind "Gewerkschaftsgangster"?
XXX: Der LS Airport zeigt den ungeheuren Einfluß, den das organisierte Verbrechen bei der Kontrolle der Gewerkschaften hat. Das System ist schlicht: Die Luftfrachtgesellschaften brauchen Leute für die Büroarbeit und Leute für die Fracht, die Lastwagen fahren und die Fracht abholen. All diese Leute sind in der Transportarbeitergewerkschaft organisiert. Haben die Verbrecher in einer Gewerkschaft, welche die Arbeitnehmer vertritt, erst einmal Fuß gefaßt, können sie den Arbeitgeber unter Druck setzen.
Observer: Ist das nicht eine Aufgabe der Gewerkschaften in aller Welt?
XXX: Gewiss. Nur eben nicht mit kriminellen Methoden. Auf dem LS Airport hat der Tremonti-Clan die Kontrolle über zwei Ortsgruppen der Transportarbeitergewerkschaft. Diese Gangster begannen zusammen mit der korrupten Gewerkschaftsführung, von der Luftfrachtindustrie Geld zu erpressen.
Observer: Sind dann Streiks auch eine Waffe der LCN?
XXX: Ja, und deswegen sind Gewerkschaften so wichtig für die Gangster. Wer die Kontrolle über eine Gewerkschaft hat, braucht heute keine Gewalt mehr anzuwenden - ganz im Gegensatz zu früher, wo der widerstrebende Besitzer eines kleinen Ladens zusammengeschlagen oder erschossen wurde. LCN-Kontrolle über die Gewerkschaften ist heute in allen Wirtschaftsbereichen der Stadt Los Santos alltäglich, im Baugewerbe ebenso wie auf den Werften und in der Bekleidungsindustrie, um nur einige Beispiele zu nennen.
Observer: Wie hoch ist der finanzielle Schaden?
XXX: Er geht wahrscheinlich in die Milliarden und betrifft die gesamte Wirtschaft von San Andreas.
Observer: In den letzten Jahren ist es der LCN gelungen, großen Einfluß auf die industrielle Giftmüll-Beseitigung zu gewinnen. Firmen aus Los Santos, die angeblich Giftmüll fachgerecht beseitigt haben, sind beschuldigt, die giftigen Tonnen einfach ins Meer geworfen zu haben - LCN-Manieren zu LCN-Preisen. Wie ist die LCN in dieses Geschäft gekommen?
XXX: Dem organisierten Verbrechen ist jedes Mittel recht, um Geld zu machen. Über die langfristigen Auswirkungen machen sich diese Leute keine Sorgen. Sie haben nun einmal kein soziales Gewissen. Wenn eine Firma eine große Menge Giftmüll loswerden will, wendet sie sich an jemanden, der diese Aufgabe für sie erledigt, noch dazu für gewöhnlich billiger als die legale Giftmüll-Beseitigung, denn er hält sich ja nicht an die Bestimmungen und Vorschriften.
Observer: Verfolgen Sie bei der Bekämpfung dieses Verbrechens eine besondere Strategie?
XXX: Die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen für die Verfolgung solcher Fälle sind praktisch finsterstes Mittelalter. Sie entsprechen in keiner Weise den Anforderungen unserer modernen Zeit. Hier muß also etwas geändert werden. Vor allem muss die Korruption in den Reihen der Polizeibehörden und der Ordnungsbehörden endlich eingedämmt werden.